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Als Heldin des Alltags möchte ich meine Mutter vorschlagen. Gerade ist sie wieder unterwegs, um den Stiefvater meiner Schwägerin aus dem Krankenhaus abzuholen, da seine Sprachkenntnisse nicht so gut sind und sie vermittelt. Mir ist es oft schleierhaft, woher „Oma Hilla“ ihre Energien schöpft, um all ihre Ehrenämter unter einen Hut zu bringen und auch noch jeder Zeit präsent mit Rat und Tat die Großfamilie zusammenhält. Sie hat in all den Jahren so viel mit Herz und Verstand geleistet, dass ich gar nicht weiß, wo ich beginnen soll.
Ich fange vielleicht bei uns an. Wir leben schon immer in einem Mehrfamilienhaus. Wie wichtig dieser familiäre Zusammenhalt ist, wird mir immer bewusster, wenn ich mich aktuell umschaue und die vielen Einzelkämpfer sehe. Aber auch erst im Rückblick wird mir klar, in welch offenem und toleranten Elternhaus mein Bruder und ich groß geworden sind. Daher sind wir wohl auch zurückkehrt mit unseren Familien und leben nun mit meiner Mutter unter einem Dach.
Früher gab es ständig kurzzeitige Mitbewohner, die meine Eltern aufnahmen. Freunde von uns, die zuhause rausflogen, die Tochter einer ehemaligen Nachbarin, die nach Jahren aus Italien nach Dortmund zurückkehrte und zunächst bei uns gemeldet war, meine Großcousine aus Bautzen lebte nach dem Mauerfall einige Zeit hier und auch die Schwester meiner Schwägerin wurde als drittes Kind aufgenommen. Selbst als ich mit 18 Jahren einen gestrandeten Schweden anschleppte, der keine Wohnung fand, durfte er sich Wochen lang bei uns einquartieren, bis meine Eltern eine Bleibe für ihn gefunden hatten.
Da ich nun selber Mutter bin, sehe ich dies nochmal in einem ganz anderen Licht. Was Zusammenhalt bedeutet , den Kindern vertrauen zu schenken und was es heißt, Verantwortung zu übernehmen, lebte mir meine Mutter immer vor. Sie hatte immer eine volle Stelle als Krankenschwester und fand trotzdem Zeit, ihre Schwiegermutter, ihren Vater und auch meinen Vater zuhause zu pflegen. Ich habe Ehrfurcht davor, dass sie es meinem Vater in den drei Jahren seiner Krebserkrankung ermöglichte, in Würde zuhause zu sterben. Ich bin ihr dankbar dafür, dass sie es uns allen ermöglicht, arbeiten zu gehen und sich immer um ihre fünf Enkel kümmert. Sie nimmt uns die Last und Zerrissenheit arbeiten zu gehen, Haushalt zu bewältigen und Eltern zu sein, wenn die Kinder krank werden oder zusätzliche Termine im Beruf anstehen.
Soviel Hilfsbereitschaft spricht sich rum! Als Mitglied des Dortmunder Sprechchors (sie tut endlich auch mal was für sich!) sprang sie zum Beispiel spontan als Babysitterin für die zweijährige Tochter des Regisseurs ein. Kinder lieben meine Mutter, denn sie weiß, was Kinder lieben. So war sie auch drei Jahre als Patin beim Kinderschutzbund, um Familien zu unterstützen, und versorgte an einem festen Tag in der Woche ein Jahr lang ein Kleinkind unter drei. Zur Zeit ist sie ehrenamtlich in der Nordstadt als Lesepatin im Kindergarten und betreut ein Mädchen mit Migrationshintergrund in der Schule, um ihr Deutsch zu verbessern. Ihr neuestes Projekt ist ihr Engagement bei Amnesty International.
Ich könnte die Liste ihrer alltäglichen kleinen Heldentaten fortsetzen… Dass sie sich um ihre koreanische Freundin kümmert, die einen schweren Schlaganfall hatte, dass sie sich immer wieder mit dem psychisch-erkrankten Sohn von Freunden verabredet und etwas unternimmt, dass sie für uns einkauft, kocht, backt und mahnt: „Jetzt tu dir doch mal die Ruhe an!“, was sie oft selber nicht kann.
Meine Mama, unsere „Oma Hilla“, ist eine Heldin, für viele Menschen. Umweltbewusst wie sie ist, sieht man sie auch nur auf ihrem E-Bike oder mit den öffentlichen Verkehrsmitteln durch Dortmund radeln, von einem Termin zum nächsten oder mit voll gepackten roten Satteltaschen vom Markt kommen. Sie ist eine starke, selbstbewusste, emanzipierte, sozial und politisch engagierte, hilfsbereite und unerschrockene Frau, die tatkräftig anpackt. Manchmal wünschte ich mir, sie würde sich nicht so verausgaben. Denn selbst ihr Urlaub letztes Jahr, eine Italienreise, war mit ehrenamtlichen Engagement, bei der sie bei der Olivenernte half. Aber sie kann wohl nicht anders bzw. (was beruhigend ist) – sie will nicht anders. Ich bin stolz auf meine Mama!
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